Die Förderungen der Zuchtmaßnahmen, insbesondere der Reinzuchtbestrebungen, durch Schaffung und Erhaltung von Belegstellen und Ausbau des Körwesens ist eines der Ziele des LVBI.

Bienenzucht und Imkerei haben in Deutschland eine lange Tradition. Stets waren es Imker selbst, die Veränderungen diskutiert und dann auch herbeigeführt haben. Dieser Zuchttradition haben wir es zu verdanken, dass heute in Bayern mehrheitlich Bienen gehalten werden, die sich sanftmütig verhalten und ohne Schleier bearbeitet werden können. Eine Imkerei in Städten oder Wohngebieten wäre sonst nur schwer vorstellbar.
Doch sind unsere Aufgaben in der Bienenzucht lange noch nicht abgeschlossen. Es gilt die Populationen in ihren positiven Eigenschaften zu festigen. Neben den Leistungskriterien sind bereits heute und auch künftig Merkmale zu integrieren, die uns gesunde Bienenvölker garantieren, wenn irgendwann auf synthetische Behandlungsmittel verzichtet werden soll.

Der Schwerpunkt in der Zucht richtet sich weiterhin auf varroatolerante Bienen. Varroasensitives Verhalten, Pintest, Recapping befallener Zellen (Puppen) sind in aller Munde. In Bezug auf Krankheiten sind wir in der Selektion auf einem guten Weg, allerdings werden künftig sogenannte weiche Faktoren wie Wintersitz, Winterfestigkeit und weitere dazukommen. Die Thematik Bienengesundheit und Zuchtarbeit wird uns noch viele Jahre beschäftigen. Dies wird durch eine sorgfältige Prüfung und Auslese von Zuchtvölkern mit wertvollem Erbgut sowie deren planmäßige Vermehrung und Anpaarung erreicht. Von Seiten der Wissenschaft wurde uns das Thema der genomischen Selektion der Honigbiene vorgestellt. Da stehen wir noch ganz am Anfang, im Gegensatz zur Großtierzucht, wo dies aus der Zuchtarbeit nicht mehr wegzudenken ist.

Biodiversität darf in der Bienenhaltung nicht so verstanden werden, dass alle möglichen Genotypen und Herkünfte unkontrolliert verkreuzt werden. Das hat mit Biodiversität nichts zu tun. Gemeint ist vielmehr, dass innerhalb einer Rasse verschiedene Genotypen erhalten bleiben, damit man für die Zukunft stets gut aufgestellt ist und reagieren kann. Die bayerischen Carnica-Imker haben zum Aufbau der deutschen Genbank beigetragen, Drohnenmaterial zur Konservierung (für eine spätere mögliche Nutzung) zur Verfügung gestellt und dieses Projekt aktiv unterstützt.

Jeder Imker ist eingeladen und aufgefordert, sich mit der Zucht und ihren Zielen zu beschäftigen, gute Genetik zu vermehren und in ihrer Leistung zu beurteilen. Gerne unterstützen wir Euch/Sie hierbei. Alle können nur profitieren, und zwar miteinander!

Videos und weiterführende Informationen zur praktischen Zuchtarbeit

Der LVBI hat einige Videos rund um die Themen Zucht drehen lassen. Diese können auf dem YouTube-Channel des LVBI angesehen werden:
https://www.youtube.com/@landesverbandbayerischerim511/featured

Viele Infos zum Zuchtgeschehen in Bayern sind auf der Homepage des Instituts für Bienenkunde und Imkerei zu finden:
https://www.lwg.bayern.de/bienen/haltung/084469/index.php

Zuchtwertschätzung und Belegstellen
finden Sie unter www.beebreed.eu. Der Landesverband Bayern hat die Nr. 2

Die Zuchtobleute in Bayern

Oberbayern

Ingmar Kummrow
Tel. 0170/3041969
i.kummrow(at)gmx.de

Mittelfranken

Christoph Rummer
Tel. 09831 67710
information(at)frankenhof-altmuehlsee.de

Niederbayern

Theo Günthner
09938 597
theo.guenthner(at)t-online.de

Unterfranken

Andreas Berninger
Tel. 06188 7590
ab(at)spessartimker.de

Oberpfalz

Tilo Nitzsche
Tel. 09404 5039142
tilo.nitzsche(at)freenet.de

Schwaben

Andreas Stiefenhofer
Tel. 08372 972774
andreas-stiefenhofer@t-online.de

Oberfranken

Rüdiger Wintersperger
09564 4511
r.wintersperger(at)web.de

Dateien zum Download

Die folgenden PDFs dienen als Kurzfassungen, damit sich der Nutzer einen schnellen Überblick verschaffen kann. Die ausführlichen und umfangreichen Veröffentlichungen finden sich in den nachfolgenden Links.

Excel-Datei zur Datenerfassung von Prüfköniginnen:
Mit der Excel-Datei kann, analog zum Zuchtbuch des DIB, eine EDV-gestützte Variante zur Datenerfassung und Völkerführung genutzt werden.
Link zum DIB (Bereich Download Zuchtformulare): https://deutscherimkerbund.de/168-Downloads

PDF-Dokument als Grundlage, welche Messungen, Bewertungen und Erfassungen an einem Bienenvolk im Jahresablauf vorgenommen werden können/sollten:
Link zur Arbeitsgemeinschaft für Toleranzzucht in Deutschland: https://www.toleranzzucht.de/zuchtprogramm/methodenhandbuch/

PDF-Dokument als Grundlage, welche erfassten Werte eines Prüfvolkes in die Datenbank Beebreed zur Zuchtwertschätzung eingegeben werden können/sollten:
Link zur Datenbank Beebreed: https://www2.hu-berlin.de/beebreed/ZWS/do/index.php

Protokoll zum Ziehen von Brutproben für die Untersuchung auf SMR und REC

Merkblatt zur SMR / Recapping – Untersuchung bei Carnica-Bienen

SMR Infotag in Triesdorf

Zum gemeinsam ausgerichteten und beworbenen Infotag haben die AGT-Regionalgruppe Bayern und der Landesverband LVBI e.V. eingeladen. Etwa 30 interessierte konnte Präsident Stefan Spiegl am Samstag, 16.07.22 begrüßen und willkommen heißen. Über das Interesse zeigte er sich erfreut.

Uwe Mohr, Leiter der Tierhaltungsschule Triesdorf stellte den Zuhörern die Einrichtungen in Triesdorf sowie den geschichtlichen Hintergrund dar. Gegründet wurden die Gebäude und Schloss vom Markgrafen von Ansbach. Den Bogen zur Imkerei schloss er über die in Triesdorf entwickelte und mittlerweile gut genutzte „Varroa-App“.

Martin Gabel aus Kirchhain referierte zum Thema: „SMR, VSH und Recapping – Untersuchungsmethodik und Weiterentwicklung der Selektion von Resistenzmerkmalen“. Corona-bedingt musste er leider online zugeschaltet werden. Nach seinen Aussagen richtet sich das Hauptaugenmerk in der Gesamtheit auf die Gesunderhaltung der Bienenvölker, wobei die Anforderungen an Zuchtarbeit und Selektion den Schwerpunkt bildeten. Am Beispiel von unterdrückte Milbenproduktion (SMR), erläuterte er die Erfassung. Eine Verzögerung der Milbenvermehrung in der verdeckelten Brutzelle, das Fehlen einer männlichen Milbe oder junge unfruchtbare Tochtermilben führen zwar alle zum Ziel, müssen aber pro Wabe, d.h. pro Prüfkönigin separat erfasst und ausgewertet werden. Diese Erfassungen und Auswertungen des im März 2022 beendeten Bundesprojekts hat er während der gesamten Laufzeit fachlich betreut. Zwischenzeitlich seien etwa 60 veröffentlichte Studien zusammengefasst worden. Im Ergebnis stellt sich die Situation so dar, bei unselektierten oder anfälligeren Völkern der Anteil unfruchtbarer Milben etwa 17 % betrage, aus „resistenten“ Völkern der Anteil aber 45 % betrage. Somit habe sich der Aufwand und die Selektionsarbeit gelohnt, aber diese müsse konsequent weiter betrieben werden. Die Gewinnung von sog. Screening-Proben, die Zeitpunkte und auch die Grenzen wurden besprochen und sind im AGT-Merkblatt nachzulesen. Die Onlinediskussion fand in zwei Fragerunden während und am Ende des Vortrags statt.

Nach dem Mittagessen wurde die Gruppe aufgeteilt, einmal um näher am Mikroskop bzw. an den Völkern sein zu können.
Dr. Nicole Höcherl erläuterte die Arbeits- und Erfassungsweise zu SMR und Recapping. Jeder Teilnehmer hatte die Chance, selbst am Mikroskop zu schauen bzw. arbeiten.  Schnell erkannten die Teilnehmer, dass Schulung und permanente Übung Grundvoraussetzung zu belastbaren Ergebnissen darstellen.
Angewandte Praxis führte Tobias Nett mit totaler Brutentnahme und Kunstschwarmbildung sowie Brutunterbrechung mit Käfigen der Königin in einem Durchgangskäfig und Wabenentnahme und Verpacken einer Probe mit Ersatzkühlakkus für den Postversand vor. In beiden Gruppen wurde ausführlich diskutiert.

Aus dem Bundesprojekt heraus wurden in Bayern 48 Carnica-Königinnen gekört. Darauf aufzubauen und die begonnene Zuchtarbeit weiterzuführen, rief Rüdiger Wintersperger auf. Erfreulich sei, dass alle drei bayerischen Imkerverbände mit Verbandsmitteln die Untersuchung zu 50 % und somit auch ihre Züchter unterstützen. Allerdings wird es eine Probenkontingentierung pro Carnica-Züchter geben. Die deutschlandweit tätige Arbeitsgemeinschaft für Toleranzzucht (AGT) bezuschusst für das Jahr 2022 die Untersuchung neuerdings gar zu 100%. Nach seinen Worten sei dies eine für den Einzelimker und für die Population und Zuchtwertschätzung überaus erfreuliche Situation. Er rief alle dazu auf, im Juli die Proben entsprechend den Vorgaben einzufrieren. Er bot an, die Teilnahme und Logistik für Bayern zu bündeln und zu organisieren. Diese Untersuchungen werden in Bayern von Triesdorf und dem Bienengesundheitsdienst (TDG Bayern) angeboten.

Abgerundet wurde der Tag durch die Besichtigung eines Leistungsprüfstandes in Triesdorf.

Rüdiger Wintersperger, ZOM

Tobias Nett stellt Bienenvölker an einem Leistungsprüfstand vor (links).

Bild rechts: LVBI-Präsident Stefan Spiegl untersucht an der Brutwabe Recapping.

Landesverband Bayerischer Imker e.V.

Als deutschlandweit größter Landesverband haben wir über 33 500 Mitglieder,
vorwiegend Nebenerwerbs- und Freizeitimker mit mehr als 200 000 summenden Bienenvölkern,
und somit bundes- und europaweit eine starke Stimme für die Biene.

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